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Aktuelles zum Thema Rudersport.

Moritz Petri geht in vielen Teilen mit Oliver Zeidler konform.

München - Die Heim-EM im Rahme der European Championships Munich 2022 geriet noch mehr als ohnehin zu befürchten war, zum Debakel dahoam. Nur drei Medaillen (2 Para und eine in einer olympischen Bootsklasse durch Alexandra Föster) gewann der DRV auf der Anlage in Oberschleißheim. Einerruderer Oliver Zeidler hatte schon vor der EM scharfe Kritik an der sportlichen Leitung des DRV geäußert, forderte die Ablösung von Sportdirektor Mario Woldt und legte nach seinem knappen vierten Platz im A-Finale von München nach: „Die sportliche Leitung hat keine Ahnung, was bei uns in den Stützpunkten abgeht“, sagte Zeidler vor Fernsehkameras. DRV-Vorsitzender Moritz Petri hatte sich ebenfalls vor der EM im Interview mit dem „rudersport“ zu den Vorwürfen und zum Stand der Strukturreform des DRV geäußert.

Einen Tag nach der EM nahm Petri bereits Kontakt mit Oliver Zeidler auf, ein weiteres Gespräch soll folgen.

Herr Petri, die Strukturreform geht auf die Zielgerade. Wie sehen Sie den Stand der Akzeptanz nach vielen Dialog-Foren, Zuspruch, aber auch kritischen Anmerkungen bis hin zu Ablehnung?

Es war eine große Anfangseuphorie auf dem Rudertag in Schweinfurt, was ein gutes Aufbruchsignal darstellte. Im Laufe des Diskussionsprozesses ging es in die Details, es gab viele Wortmeldungen und auch kritische Anmerkungen. Ich bin jedoch optimistisch, dass die Strukturreform im Kern durchgeht. Wir haben vieles mitgenommen auf dem Weg, so dass die Reform nicht mehr eins zu eins die sein wird, die ich noch in Schweinfurt vorgestellt habe. Das sehe ich als normalen demokratischen Prozess analog zum Bundestag, in dem ja das geflügelte Wort gilt: kein Gesetz verlässt das Parlament so, wie es hereingekommen ist. So ist das bei uns auch und so war es auch gewollt. Klar ist, wir wollen uns den viel zitierten Verband der Vereine als Stärke erhalten. Die Schwarmintelligenz, die durch den Diskussionsprozess entstanden ist, wollen wir uns zunutze machen. Ich denke, dass wir beim Rudertag in Hannover mit unserem Vorschlag solide durchkommen werden.

  Oliver Zeidler übte scharfe Kritik an der sportlichen Leitung des DRV. Foto: D. Seyb

Der angestrebte Wandel in der Kommunikation scheint aber längst noch nicht angekommen, wie die Kritik der Athleten zeigt, die anhält und vor der EM von Oliver Zeidler öffentlich geäußert wurde.

Das ist so. Der Wandel in der Kommunikationskultur steht uns noch bevor. Wir sind ja seit Jahrzehnten ein wahnsinnig kritisierter Verband. Ich würde die Kritik von Oliver Zeidler voll und ganz unterschreiben. Wir haben in fast allen Bereichen teilweise erhebliche Defizite. Die Kritik müssen wir zulassen und aushalten und uns vor allem damit auseinandersetzen. Das ist nicht immer angenehm, muss aber sein, um gemeinsam zum Ziel zu kommen.

Wie waren die Reaktionen in der Verbandspitze auf die doch sehr harsche Kritik?

Es wird sichtbar, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Es gab zwar die ersten üblichen Reflexe, die eher ablehnend bis restriktiv waren aber die Reaktion von Chef-Bundestrainerin Brigitte Bielig in einem dpa-Interview war: Ja, er hat recht, auch wenn die eine oder andere Aussage vielleicht überzogen war. Ich selbst stehe jederzeit zu einem Gespräch zur Verfügung und werde dieses nach der EM auch aktiv suchen, zunächst bilateral und ausdrücklich nicht in Form eines Repressaliengesprächs. Dazu schätze ich Oliver Zeidler viel zu sehr als Mensch und als Sportler.

DRV Vorsitzender Moritz Petri nahm nach der EM Kontakt zu Zeidler auf. Foto: DRV

Zeidler hat den Rauswurf von Sportdirektor Mario Woldt gefordert, was ja recht weit geht?

Dieses würde ich nicht überhöhen wollen. Er hat dies an der Urlaubsgenehmigung eines Bundestrainers nach dem Weltcup in Luzern festgemacht. Ich denke, das ist aus der Emotion herausgekommen. Wir stehen auf jeden Fall weiter zu unserem Sportdirektor und werden ihn in die Gespräche mit Oliver Zeidler auch einbinden. Was ich an dem Interview besonders schätze ist, dass es Oliver nicht um ihn selbst, sondern um die Sportler, in unserem Fall die Ruderer, geht und um den Weg, wie wir international in der Breite wieder erfolgreicher sein können.

Das Gespräch führt Bert Langbehn

Das ganze Interview lesen Sie in Heft 9 des „rudersport“.

 

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