Ruderer wollen mit voller Flotte antreten
München ist in diesem Jahr Gastgeber der 2. European Championships nach Berlin und Glasgow im Jahr 2018. Vor vier Jahren kämpften die Athleten in sieben Sportarten um Medaillen, heuer sind es neun Disziplinen.
Neben Rudern sind dies der Kanu-Rennsport (beide auf der altehrwürdigen Regatta-Anlage in Oberschleißheim), Beachvolleyball, Klettern, Leichtathletik, Radsport, Tischtennis, Triathlon und Turnen. Nicht mehr dabei sind die Sportler vom Golf und vom Schwimmen. Neu dabei sind Tischtennis, Beachvolleyball, Klettern und Kanu-Rennsport. Die Veranstalter erwarten 4.700 Sportlerinnen und Sportler aus 50 Nationen. Die Wettkämpfe finden vom 11. bis 21. August unter dem Motto „Back to the Roofs“ statt. Das Motto haben sich die Veranstalter in Anlehnung an das weltberühmte Dach auf dem Olympiagelände ausgedacht – wohl bis heute eine der nachhaltigsten Olympiaanlagen der Neuzeit.
Mario Woldt, Sportdirektor Leistungssport beim Deutschen Ruderverband, sieht in den Titelkämpfen eine willkommene Standortbestimmung für die Mannschaft des DRV, die mit voller Flotte dort auftreten will. „Immerhin ist eine Heim-EM und auch die anderen Nationen werden ihre Boote in Bestbesetzung testen wollen, bevor es ja nächstes Jahr schon wieder um die Olympia-Qualifikation geht. Auch wir wissen im nacholympischen Jahr noch nicht genau, wo wir stehen. Jeder internationale Wettkampf bringt uns weiter“, sagt Woldt. Auch wenn die Anlage in Oberschleißheim von der Tribüne über die Bootshallen bis zum Übernachtungstrakt sanierungsbedürftig ist, kommen alle Mannschaften immer noch gerne nach München. „Für die European Championships wird sie auf jeden Fall im bestmöglichen Zustand sein“, sagt Woldt. Immerhin genügt die Anlage auch nach 50 Jahren noch internationalen Ansprüchen. Bei den Schwimmern ist das anders. Die Olympiahalle hat nur sechs Bahnen, die Wettkampfregeln ihres Verbandes verlangen mittlerweile aber acht Bahnen, weshalb die Schwimmer bei dieser EM nur Zuschauer sind.
Den Tribut müssen sie in München eben zollen, denn ihr Anspruch war es von Beginn an, bestehende Anlagen zu nutzen und keine neuen zu bauen. Während zuletzt Sportanlagen für Olympische Spiele für Milliardensummen irgendwo aus dem Boden gestampft wurden, um nach dem Erlöschen des olympischen Feuers zu verrotten, werden die Münchner Sportstätten unter dem prägnanten Dach bis heute, 50 Jahre nach den letzten olympischen Spielen auf deutschem Boden, rege genutzt. Alleine im Olympiastadion trug der FC Bayern München bis kurz vor der Heim-WM 2006 seine Bundesliga-Heimspiele aus. Die Olympiahalle ist Heimspielstätte der Basketball-Bundesliga-Mannschaft des FC Bayern. Nicht zuletzt gilt die Regattastrecke in Oberschleißheim immer noch als eine der funktionalsten Ruderwettkampfanlagen in Deutschland.
Auf der ehrwürdigen Olympiaregattastrecke von 1972 in Oberschleißheim im Norden von München finden vom 11. – 14. August die Europameisterschaften der Ruderer statt.
München 2022 will innovativ zu den Wurzeln der Olympischen Spiele von 1972 zurückkehren - eine Reminiszenz an Gastfreundschaft, Fröhlichkeit und Gemeinschaft, aber auch an die Opfer des Attentats auf die israelische Olympia-Mannschaft. Gleichzeitig steht das Event für eine konkrete Rückkehr an einen einzigartigen historischen Ort. Eine Rückkehr zur legendären Architektur des Olympiaparks mit seiner weltberühmten Zeltdachkonstruktion, die aus dem Millionendorf München einst über Nacht eine internationale Sportmetropole machte. München verdankt übrigens auch seine U-Bahn und damit den modernen öffentlichen Personennahverkehr den Spielen von 1972.
„Back to the Roofs“ ist überdies mehr als ein Aufruf in den Olympiapark zurückzukommen, es ist ein Versprechen, das Erbe der Olympischen Spiele 1972 aufzugreifen und modern und neu zu interpretieren. Für die Wettkämpfe mussten keine neuen Stadien oder Hallen gebaut werden. Stattdessen wird der Großteil der Wettbewerbe in den originalen Arenen von 1972 abgehalten.
Neben den neun Europameisterschaften wird das Festival „The Roofs“ parallel stattfinden. An elf Roofs, beziehungsweise eigenständigen Ständen an unterschiedlichen Punkten im Olympiapark, am Königsplatz und der Regatta, wird zu verschiedensten Themengebieten etwas geboten. Es wird zum Beispiel am Olympiaberg einen Biergarten geben, und ein Kids Roof mit Präsenz von unter anderem LiLaLu, auf der Hauptbühne im Olympiasee, dem Central Roof, werden Konzerte und Vorträge stattfinden und alle Siegerehrungen der Leichtathletik.
Der Kartenverkauf ist laut Pressesprecherin Catiana Rettenberger zunächst etwas verhalten angelaufen, nimmt jetzt, da die Corona-Pandemie die Wettkämpfe wohl kaum beeinträchtigen, aber an Fahrt auf. Alleine die Spiele der Beachvolleyballer, die auf dem Königsplatz in der Münchner Innenstadt ausgetragen werden, sind bereits nahezu ausverkauft. Bert Langbehn
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