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Die Ergos aus der Milchfarm

Hier begannen die Brüder Dreissigacker an den Ruder-Ergometern zu tüfteln

Die Brüder Peter und Dick Dreissigacker, die das Unternehmen concept2 1976 im ländlichen Bereich von Vermont (USA) gründeten, dürfen heute getrost als Visionäre gelten.

Sie begannen während ihrer Vorbereitung auf die Olympia-Ausscheidung für die Spiele in Montreal in ihrem Wohnzimmer damit, die schweren Holzknüppel, mit denen Ruderer sich jahrzehntelang geschunden hatten, leichter zu machen – die sogenannten Kohlefaserskulls waren geboren und sorgten schon bald für Aufsehen. Heute, fast 50 Jahre später, greifen nur noch hart gesottene Traditionalisten oder der eine oder andere Wanderruderer zu den alten Holzskulls oder -riemen. Nicht minder vorwärtsgewandt tüftelten die beiden amerikanischen Brüder schon bald an einem Trainingsgerät, mit dem der Ruderer sein Wintertraining optimieren kann: das Ergometer.

 In dieser Milchfarm tüftelten die Brüder Dreissigacker an ersten Formen von Ergometern. Foto: Concept2

Da die beiden Ingenieure, die 2001 Weltmeister im Zweier ohne (AK 50 – 55) wurden, bis heute im noch reiferen Alter im weiter tüfteln, darf der Weltmarktführer concept2 im Bereich Ruder-Ergometer getrost als Familienunternehmen gelten. Produziert werden sowohl Skulls und Riemen als auch die gesamte Ergometer-Produktpalette ausschließlich am Gründungsstandort in den USA. Die Niederlassung in Hamburg dagegen ist Drehscheibe für Europa sowohl im Bereich Vertrieb als auch Service.

Den Ergometer-Bereich will Martin Stridde, Niederlassungsleiter in Hamburg, über das Crossfit-Konzept weiter ausbauen – auch und gerade für fitnessbegeisterte Menschen, die sich nicht ausschließlich auf Rudern fokussieren wollen. Peter und Dick Dreissigacker entwickelten Anfang der 1980-er Jahre eine erste Form des Ruderergometers, ein auf dem Kopf stehendes Fahrrad mit eingebauten Lamellen als Windwiderstand. Dieses Gerät, gefolgt von dem Modell A, das den Widerstand schon etwas authentischer darstellte, kam wenig später nach Deutschland und bot somit eine neue Form des Rudertrainings; neben den bis dahin obligatorischen Kraft- und Ausdauerübungen sowie Einheiten in Ruderkästen, die aber meist nur größere Vereine hatten.

Sie schraubten ein Fahrrad umgekehrt auf den Boden und begannen zu testen. Foto: Concep2

„Das war am Anfang noch sehr unorganisiert und es waren eher Freaks, die auf den neuen Ruderergometern trainierten“, erzählt Martin Stridde im Gespräch mit dem „rudersport“. Erst das Modell B, das 1986 auf den Markt kam, überzeugte zunehmend viele Vereine. Heute ist das Modell E etabliert, seit einigen Jahren auch in einer Ausführung mit höherer Sitzposition und natürlich mit einem Holder für Smartphone oder Tablet ausgestattet. Viele Trainierende sind heutzutage eben voll vernetzt, sei es, gerade in Zeiten der Pandemie via Zoom mit anderen Sportlern an anderen Orten auf der ganzen Welt, sei es mit Analyse-Apps, die jeden geruderten Meter akribisch aufzeichnen und auswerten. Die Freaks der heutigen Zeit posten ihre Leistungsnachweise gerne in sozialen Medien, was wiederum zu einem Austausch an Erfahrungen bis hin zu Trainingstipps führt.

Ende der 80-er Jahre schaffte es das concept2-Ergometer langsam auch in die Fitness-Studios. Martin Stridde versuchte sich seinerzeit als Akquisiteur, legte als Schüler Prospekte in einem Studio in Stade aus. „Die Resonanz war zunächst sehr frustrierend“, erinnert Stridde sich an seine ersten Vertriebsschritte. Bis hinein in die 2000-er Jahre sah er die Ruder-Ergos außerhalb der Vereinstrainingsräume stiefmütterlich behandelt.

Erst als Greg Glassman 2007/08 den Crossfit-Hype auslöste, waren Ruder-Ergos plötzlich auch außerhalb der Bootshäuser hipp. „Glassman hat das herkömmliche Zirkeltraining sexy gemacht“, sagt Martin Stridde. Der Amerikaner arbeitete mit Navy Seals, also den Fittesten der Fittesten, in dem er unter anderem Gewichtheben, Sprinten, Eigengewichtsübungen sowie Turnen miteinander verband. Diesen erfolgreichen Trend will Martin Stridde auch nutzen. Am 10. September findet in Hamburg der erste Ergathlon statt (Anmeldungen sind schon möglich), in dem die Teilnehmer 500 Meter rudern, 500 Meter Langlaufski und 1000 Meter Radfahren, alles auf Ergometern aus dem Hause concept2. „Wir wollen weg von der klassischen 2000-Meter-Distanz der Ruderer, den viele Breitensportler so einfach gar nicht bewältigen können“, sagt Martin Stridde frei nach dem Motto „In der Kürze liegt die Würze“. Die Distanzen sind zu bewältigen und die Disziplinen bieten darüber hinaus mehr Abwechslung. Die Grundidee kürzerer Distanzen war unlängst ja auch der Basisgedanke der Ruder-Bundesliga.   Bert Langbehn

Eine Anmeldung ist bereits unter https://competitioncorner.net/events/6667 möglich.