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Mit dem Kanzler im Boot

Christian Dahlke, zweifacher Weltmeister im leichten Achter und Berater beim RC „Allemannia von 1866“ in Hamburg, rudert seit elf Jahren mit Olaf Scholz.

Wie ist das, Herr Dahlke, mit dem Kanzler zu rudern?

Naja, am Anfang war er ja noch nicht Kanzler. Wir rudern seit rund zehn Jahren. Damals war er Bürgermeister, dann Finanzminister und jetzt eben Bundeskanzler. Ich denke meistens gar nicht groß darüber nach. Sonst könnten wir auch kaum so tiefenentspannt Kilometer runterspulen.

 

„Tiefenentspannt“?

Man vermutet es vielleicht nicht, aber es kann mitunter durchaus lustig an Bord werden. Es gibt ja auch noch das normale Leben. Für Olaf bedeutet Rudern Auszeit, Ausgleich. Glaube ich.

 

Juckt es Sie nicht, dem Kanzler mal klare Worte zu geben?

Mich sprechen viele Leute an und diktieren mir, was ich ihm alles sagen soll - aber ich rudere mit ihm und bin nicht derjenige, der ihm erklärt, ob sich die Welt besser links- oder rechtsrum dreht. Wir reden so gut wie nie über Politik. Warum sollte er das auch mit mir tun, wo ich doch nicht annähernd über einen ähnlichen Kenntnisstand zu bestimmten Sachverhalten verfüge.

 

Worüber reden Sie sonst?

Niedliche Gänsefamilien, Enten, Graureiher, Kormorane oder auch andere Boote, die wir passieren. Oder Autos. Vermutlich tut es ihm gut, hier mal nicht Kapitän sein zu müssen.

 

Olaf Scholz redet gern leise. Verstehen Sie ihn überhaupt?

Mannomann - das ist richtig. Nicht immer alles. Und er sitzt auch noch vor mir, redet also in die falsche Richtung. Deshalb hier nochmal mit einem Bugmann-Zwinkern: Lieber Olaf, wenn du das liest: Es wäre wunderbar, wenn du laut zur Seite sprichst statt nach vorn –  dann könnte ich dich viel besser hören.

 

Der Zweier Scholz/Dahlke besteht seit 2011

 

Duzt Ihr Euch?

Das hat anderthalb Jahre gedauert. Eines Tages, mitten auf der Alster, hat es sich dann ergeben.

 

Wie läuft das ab, wenn der Kanzler zum Rudern kommt?

Bevor er aufschlägt, ist schon etwas Organisation im Spiel. Letztlich kommt er dann mit seinen Jungs, die auf uns aufpassen, wir machen unsere Tour, dann Franzbrötchen, Kaffee und ab.

 

Fahren Sie nur spazieren oder wird auch trainiert?

Ersteres ist doch auch immer Letzteres. Ich versuche prinzipiell, niemanden mit Anweisungen abzufüllen und er fährt inzwischen eh stabil. Manchmal wühlen wir uns natürlich auch durch Technikthemen, manchmal legen wir uns mit anderen Booten an. Oder wir rotzen für die internationale Härte einfach einen Zehner raus.

 

Wie gut rudert der Kanzler?

Anfangs war er Fiat 500-mäßig unterwegs. Hochtourig. Viel Frequenz. Inzwischen fahren wir ruhiger, bulliger, technisch sauberer. Eher so Richtung Sechszylinder. Man kann mit ihm wunderbar Zweier fahren.

 

Wo würde er im Achter sitzen?

Er ist charakterlich schon Schlagmann. Ich glaube, er hat auch noch auf keiner anderen Position gesessen. Aber er ist leicht, hat ein gutes Gleichgewichtsgefühl - er wäre so gesehen also auch jemand für den Bug.

 

Das Gespräch führte Thomas Kosinski