Neuigkeiten

Aktuelles zum Thema Rudersport.

ROWonAir - Ein Ruderboard für überall

Was ist denn das? Diese Frage wird einem Ruderer mit einem ROWonAIR-Board unterwegs häufig gestellt. „Stand Up Paddeln für Ruderer“, lautet die Kurzantwort und sie ist insofern nicht ganz richtig, da das Board zwar ebenfalls mit Luft aufgepumpt wird, es aber deutlich länger und schmaler ist als ein SUP. Und: Es hat einen kompletten Ruderaufsatz. Mit dem Airskiff im Gepäck kann man am Wochenende neue Gewässer entdecken und sogar in den Urlaub reisen.

Die Idee kam auf Umwegen. In Österreich produziert der Ingenieur Jochum Bierma schon seit ewigen Zeiten elektrische Treppensteiger. Doch seine eigentliche Passion sind das Segeln und der Rudersport. Wer beide Sportarten betreibt, kommt schnell auf die Idee, dass es doch auch möglich sein müsste, vorwärts zu rudern. Und so tüftelte der findige Ingenieur und Unternehmer an einer Lösung für das Rudern in Blickrichtung. „Getriebelösungen, mit denen ich nach hinten ziehe und trotzdem vorwärts gleite, hat es natürlich schon gegeben", räumt Bierma ein: „Aber das war alles ein Murks.“ Denn die Getriebe waren alle starr und man konnte das Ruderblatt nicht drehen. Bierma konstruierte einen Ruderkatamaran mit Umlenkmechanik, die eine regulärer Blattdrehung am Griff zuließ – ein Quantensprung. Die Sportler, denen er seinen segelbaren Ruderkatamaran vorführte, fanden seinen Kat für das Segeln gut, aber den Ruderern war er zu breit. Die Vorwärtskonstruktion fand großes Lob, doch sie ist nicht jedes Ruderers Sache. So teilte sich irgendwann die Entwicklung: Die Segler bekamen ihren handlichen Katamaran und die Ruderer ein schmaleres rudertaugliches SUP-Board – und die Vorwärtskonstruktion wurde um eine zusätzliche Rudereinheit ergänzt, die dem klassischen Rudern im Skiff möglichst nahe kommt.

Vor vier Jahren stieß dann Jan Steinmeyer von der Hamburger Sportwerft dazu. Ursprünglich arbeitete er als Qualitätsmanager in der Medizintechnik und war als Segler Kunde von Bierma, Nun ist er Deutschland-Händler für ROWonAIR und hat sich zusammen mit Bierma zur Ausgabe gesetzt, ein möglichst perfektes mobiles Sportgerät für Ruderer zu entwickeln. Steinmeyer hat das Boot von Trainern und Ruderern immer wieder neu testen lassen. Inzwischen ist er selbst Ruderer und achtet darauf, dass auch das Material so hochwertig und rudergerecht ist, dass es selbst „den kritischsten Kunden mehr als gerecht wird.“ Letzte Feinheiten werden noch an den Stemmbrettern vorgenommen. Bislang sind sie in der Auslage kippbar, um die Fußgelenke zu entlasten, nun sollen sie wie bei normalen Ruderbooten auch in der Höhe verstellbar werden.

Die dritte Generation der Boote, die jetzt auf dem Markt erhältlich sind, ist so ausgereift, dass sie die Kinderkrankheiten der Pionierzeit überwunden haben. „Anfangs bin ich von Messe zur Messe gereist und habe SUP-Boards ausprobiert. Doch diese sind meist kürzer und breiter, zum Rudern braucht es dagegen Länge“, erzählt Steinmeyer von den Entwicklungszeiten. „Ein zu schmales luftgefülltes Board scheitert allerdings an der Physik, es biegt sich durch wie eine Banane.“ Experimentiert wurde auch mit dem V-förmigen Boden entlang der Kiellinie, der beim Stehrudern keine Vorteile bietet, wohl aber beim Rudern.

Doch nicht nur an Formen und Material wurde getüftelt und gefeilt. Man merkt den Booten sofort an, dass sie von Ruderern für Ruderer gemacht wurden und eine hohe Verarbeitungs- und Werkstoffqualität aufweisen. Das Ergebnis der Tüftelei und der vielen Gespräche und Tests sind nun zwei Boardgrößen, die man als Einer, aber auch als Zweier rudern kann:

+ Der schmalere „MOJO 18'“ ist 18 Fuß lang, also 5,49 m, 66 cm breit und wiegt 11,4 kg und bietet als Einer das beste Rudererlebnis auf dem Wasser.

+ Der zehn Zentimeter breitere „DUDE 18'“ ist ebenfalls 5,49 m lang, wiegt 12,8 kg, hat mehr Volumen und sorgt so für mehr Auftrieb und für höhere Stabilität beim Rudern. Man kann es allein rudern, aber auch zu zweit.

Dazu gibt es zwei unterschiedliche Ruderaufsätze, die auf beiden Boards befestigt werden können: Mit dem Rudersystem „RowMotion“ kann man mit teilbaren Karbonskulls klassisch rudern, mit dem Rudersystem „RowVista“ sitzt man beim Rudern in Fahrtrichtung. Die Ruderbewegung ist die gleiche, doch das Boot bewegt sich dank eines Umlenksystems vorwärts statt rückwärts. Da man die Systeme frei kombinieren kann, lässt sich beispielsweise das „DUDE“ als etwas schwererer Einer verwenden, als normaler klassischen Zweier, als Vorwärts-Zweier oder auch mit einem klassischen und einem Vorwärtssystem, sodass man sich beim Rudern gegenübersitzen kann – eine witzige Funvariante, bei der man sich problemlos sogar unterhalten kann.

Bereits hier wird deutlich, das ROWonAir  ist mehr als nur ein transportables Ruderboot: Es steht auch für eine neue Ruderphilosophie – für mobiles Rudern. Wer so ein Board besitzt, kann – wann er will und wo er will – individuell rudern. „Anfangs befürchteten einige Vereine, dass sich damit der Rudersport individualisiert“, berichtet Steinmeyer, doch davon kann nicht die Rede sein. „Kein Käufer ist bislang seinem Verein oder seiner Wanderrudergruppe untreu geworden, ROWonAir ist eine zusätzliche Option, auf unkomplizierte Weise neue Gewässer zu erobern.“ Zielgruppe sind deshalb für ihn alle, die „ihren Ruderhorizont erweitern“ wollen.

Wie fährt sich das Boot?

Zunächst einmal liegt das Boot stabil mit der ganzen Fläche auf dem Wasser. Im Stand ist es erst ein wenig kippelig, aber es kippt nicht, selbst dann nicht, wenn man die Skulls anhebt. Kaum rudert man los, liegt das Boot wie ein Brett auf dem Wasser. Das gibt schnell ein sicheres Gefühl. Ungewohnt: Der erhöhte Sitz, und damit auch der höhere Schwerpunkt. Das Rudern fühlt sich dadurch ein wenig anders an als im Skiff. Da es keine Bordwand gibt, ist man gefühlt näher am Wasser. Und gleichzeitig ist es ein wenig wie auf einem Thron zu sitzen. Nach kurzer Eingewöhnung vergisst man dies, vor allem, weil sich das Ruderboard sehr komfortabel rudern lässt. Die Skull-Dollen-Ausleger-Einheit arbeitet exakt, die hohe Stabilität erleichtert das Rudern. Natürlich ist das Boot kein Rennboot. Das Board liegt auf dem Wasser auf und dies zwangsläufig führt zu mehr Reibung, sodass sich das Wasser ein wenig zäh anfühlt. Aber auch daran gewöhnt man sich recht schnell. Ein dickes Plus ist die Manövrierfähigkeit des Bootes. Da es kein Verdränger ist, sind Wende und Kurskorrekturen mühelos, mit zwei, drei Schlägen ist das Boot gedreht.

Auch Wellen verträgt das Airskiff gut. Der Wellengang bringt das Board zwar zum leichten Schaukeln, doch das Wasser läuft einfach übers Board unter Sitz und Stemmbrett durch.

Für wen ist das Boot richtig?

Es ist gut, neue Gewässer zu erkunden. Ruderer sind vereinsgebunden, in der Regel rudern sie in ihrem Revier. Wer sich ein Boot leiht oder es mit dem Hänger transportiert, kann auch andere Gewässer erkunden. Mit einem mobilen Ruderboard geht dies noch leichter und unkomplizierter. Denn das Boot wartet daheim auf seinen Einsatz und kann, zumindest mit dem Auto, überall schnell hingebracht und zusammengebaut werden.

Es ist gut für den Urlaub. Ob Auto, Bahn oder Flugzeug – das ROWonAir  muss nicht zu Hause bleiben. Verpackt in zwei Transporttaschen - ein Rucksack mit dem Board wiegt 15 kg und die rollbare Tasche für den Aufbau und die Skulls wiegt 19 kg, letztere ist allerdings 1,65 m lang – bei umgeklappter Sitzbank für die meisten PKWs kein Problem. Die Lufthansa nimmt das Boot als Sportgepäck mit – allerdings sind pro Tasche und Flug 110 € (Inland) bzw. 130 € (europ. Ausland) fällig. Die Bahn nimmt grundsätzlich jedes Gepäck mit, das man tragen kann und das die Länge von 200 cm nicht überschreitet. Damit steht dem Reisenden die meisten Züge offen: Mal in Frankreich auf der Charente rudern, auf dem Ebro in Spanien oder auch nur auf der Stöhr in Schleswig-Holstein. Alles möglich, bzw. eine Frage der Organisation und des Geldes.

Es ist gut für Individualsport. Letztlich braucht man nicht einmal einen Verein, um mit dem Ruderboard aufs Wasser zu gehen. In den Zeiten des Lockdowns mit seinen Verboten und Einschränkungen ist man mit dem mobilen Ruderboard auf der sicheren Seite. Irgendwo ist immer ein Steg, und von dort aus kann man nach Herzenslust rudern. Am besten, man sucht sich den örtlichen Kanuverein im Internet. Dort finden sich meist Gewässerinformationen und Anlegemöglichkeiten für Paddler. Achtung: Nicht jeder Kanusteg ist geeignet, da man mit dem Skulls mehr Platz braucht als ein Kanu. Allerdings kann man das landseitige Skull lang machen, ohne dass das Board zu Seite kippt – als gelernter Ruderer muss man sich das nur trauen.

Es ist gut zum Rudern lernen. Das ROWonAir  ist „fehlerverzeihend“, man sitzt stabil und sich voll auf die Ruderbewegung konzentrieren. Vor allem die Ruhe während der Freilaufphase ermöglicht auch Einsteigern, eine sichere Ruderbewegung zu erlernen. Angst, ins Wasser zu fallen, braucht der Anfänger nicht zu haben. Und wenn es doch passiert, kommt man besser auf das Board als ins Boot zurück.

Es ist gut für Nicht-Ruderer. Im Fitness-Sport ist Ergo-Rudern seit einigen Jahren schwer angesagt. Es gibt eine große Anzahl an Ergo-Ruderern, die nicht auf dem Wasser rudern und mit dem Sport nichts am Hut haben. Weil Rudern schwer zu erlernen ist und es keinen allzu großen Fun-Faktor besitzt. Ein Ruderboard bietet einen schnelleren, leichteren und unkomplizierteren Zugang zu der Sportart und hat deshalb das Potenzial, neue Zielgruppen zu erschließen.

Und das Vorwärtsrudern? Echte Ruderer mögen es belächeln, doch es hat unabweisbar Vorteile. Ältere Ruderer, die sich nicht mehr richtig umdrehen oder mit Spiegeln nicht zurechtkommen, oder Gehörlose können auf Sicht fahren. Und wer am Wochenende auf den Berliner Kanälen oder der Hamburger Alster unterwegs ist, wird dem zunehmenden Verkehr auf den Freizeitflächen mit einem klarem Blick geradeaus begegnen können. Bernd Brentano

Infos und Preise:

Vertrieb und Testcenter in Deutschland:

Sportwerft, Jan Steinmeyer, 20457 Hamburg-Hafencity
(kein Ladengeschäft, Treffen am Wasser in ganz Deutschland nach Vereinbarung)

Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Website: www.sportwerft.de/rowonair

Preisbeispiel: MOJO 18‘ mit klassischem Ruderaufsatz und teilbaren Skulls: ab 3.600,- €.