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Aktuelles zum Thema Rudersport.

Autonome Schifffahrt

Ruderboote benötigen Radarreflektoren

Im Oktober 2020 wurde in Duisburg das Versuchs- und Leitungszentrum Autonome Binnenschiffe „VeLABi“ Das Entwicklungszentrum wird das automatisierte Fahren in der Binnenschifffahrt erforschen und entwickeln. Mit leistungsfähigen Rechenclustern werden KI-basierten Steuerungsalgorithmen entwickelt und trainiert.

Ein frei konfigurierbarer Steuerstand in einem Schiffsführungssimulator mit einem 360° 3D-Projektionssystem, gepaart mit VR- und AR-Brillen, untersucht die Interaktion von autonomen und von Menschen gesteuerten Schiffen. Eine Leitstelle mit drei Arbeitsplätzen und einem interaktiven Kartentisch koordiniert den gemischten Verkehr. In Notfällen kann die Leitstelle auch direkt eingreifen und automatisierte Schiffe fernsteuern.“

Parallel zu der Einrichtung des Schiffsführungssimulators werden im Rahmen des Forschungsprojektes zwei Schiffe, darunter ein 110 m langes Frachtschiff, auf dem Dortmund-Ems-Kanal zwischen dem Dortmunder Hafen und der Schleuse Waltrop zur Aufnahme der realen Fahrbedingungen und der Entwicklung von Fernsteuerung u. a. von Duisburg aus und der autonomen Schifffahrt eingesetzt. Es gibt weitere Projekte in Sachen autonomer Schifffahrt, u. a. an der Spree-Oder-Wasserstraße zwischen Königs-Wusterhausen und Fürstenwalde sowie in Berlin. In Belgien und den Niederlanden laufen bereits praktische Versuche auf verschiedenen Wasserstraßen.

Für den Deutschen Ruderverband nahm Ressortleiter Michael Stoffels an der Eröffnung des Versuchslabors teil. Hauptfrage an die Betreiber war, ob der Unterschied zwischen einem Baumstamm, einem Schwimmer im Wasser oder einem Ruderboot erkannt werden kann und wie darauf reagiert wird. Im geplanten Testfeld in Dortmund liegen auch zwei große Rudervereine und der Bundesstützpunkt Dortmund, an dem die Riemenruderer des Deutschen Ruderverbandes trainieren.

Bei den Gesprächen mit den Mitarbeitern des VeLaBi-Projektes zeigte sich, dass Ruderer und Kanuten mit Holz- und Kunststoffbooten in den bisherigen Überlegungen keine Rolle gespielt haben und vom Radar nur unzureichend wahrgenommen werden können.

Die Ortung anderer Schiffe oder Boote von einem Frachtschiff oder auch einem Sportmotorboot ab 20 m aus erfolgt mit den Augen des Schiffsführers, bei modernen Schiffen unterstützt durch Videokameras, per Radar oder per AIS (Automatic Identification System AIS; zu Deutsch: Automatisches Identifikationssystem). Für die Erkennung per Radar müsste im Ruderboot ein dreidimensionaler Radarreflektor angebracht sein. Für das AIS-System mit Namenskennung und Bezeichnung des Bootes wäre mindestens ein kleiner Sender erforderlich, der aber einige hundert EURO kostet. Die Binnenschifffahrt würde mit diesem System aber mehr Informationen auf dem Wasser erhalten, als erforderlich wäre.

Gerade auch unter dem Gesichtspunkt zweier Unfälle in diesem Jahr in Bremen und Bonn, wo fußgesteuerte Ruderboote mit Frachtschiffen kollidiert sind und in einem Fall ein Ruderer ums Leben gekommen ist, kann schon heute, vor dem Einsatz der ersten autonom oder ferngesteuerten Schiffe, auf schiffbaren Gewässern der einfach und preiswert zu realisierende Radarreflektor eine erhebliche Erhöhung der passiven Sicherheit bringen.

Michael Stoffels (DRV-Ressortleiter Ruderrevier, Umwelt und Technik)