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Larina Hillemann: „Extrem bitteres Saisonende“

Der Frauen-Riemenbereich fehlt coronabedingt komplett bei der WM in Racice 

 

Vor der Weltmeisterschaft in Racice (Tschechien) meldete sich der Frauen-Riemen-Bereich des Deutschen Ruderverbandes ab. Ein Gros der Mannschaft hatte sich im Trainingslager in Zakopane (Polen) mit Corona infiziert. „So hatte ich mir das Saisonende nicht vorgestellt. Aufgrund von Corona fand meine letzte Einheit auf dem Rennrad statt an den Steuerseilen statt“, postete eine enttäuschte Steuerfrau und Athletensprecherin Larina Hillemann bei Instagram. Betroffen sind der Achter und der Zweier ohne, der Vierer war nicht gemeldet. Wir sprachen mit der Steuerfrau.

 

Wie bitter ist es, kurz vor der WM durch Krankheit die Saison beenden zu müssen?

Das ist extrem bitter, wir haben das gemeinsam entschieden, nicht ohne Vorbereitung zur Weltmeisterschaft zu fahren. Das hätte schon sportlich wenig Sinn ergeben, denn eine WM ist schließlich keine Kinderregatta. Aber auch gesundheitlich war das Risiko zu hoch, kurz nach einer Corona-Erkrankung eine Ausbelastung zu fahren und dadurch mögliche Spätfolgen zu riskieren. Dass wir wegen Corona nicht zur WM fahren, ist sehr schwer zu akzeptieren. Im Nachhinein muss man hier definitiv hinterfragen, ob es vom Verband der richtige Ansatz ist, in solchen Trainingslagern keine regelmäßigen Tests durchzuführen.

Larina Hillemann ist Athletensprecherin und Steuerfrau des Deutschland-Achters. Bild: DRV 

Wie viele Sportlerinnen waren betroffen?

Fast alle. Von elf in Frage kommenden Ruderinnen waren acht positiv, ich selbst auch. Deswegen haben wir gemeinsam mit den Trainern entschieden, nicht in Racice zu starten.

 

Welche Chancen hattet Ihr Euch bei der WM ausgerechnet nach Platz 5 in München?

Wir wollten uns nach der mäßigen EM in München definitiv verbessern. Wir hatten in München 20 Sekunden Abstand zur Spitze, diesen wollten wir auf 10 bis 15 Sekunden verringern und damit wenigstens auf europäischem Niveau näher an die Spitze rankommen. Eine Medaille wäre bei einer Weltmeisterschaft sicherlich utopisch gewesen, denn das Weltniveau ist noch höher.

 

War, um dieses Ziel zu erreichen, das Trainingslager ohne Wasserarbeit mit Radfahren, Wandern, Krafttraining der richtige Ansatz?

Nein. Aber das Trainingslager war in dieser Form lange geplant. Die Wasserarbeit wäre erst nach der einen Woche in Polen in Berlin wieder geplant gewesen.

 

Die Besetzungen wechselten während der Saison. Ist es schwierig, sich als Steuerfrau darauf einzustellen?

Definitiv. Zudem wurde während der Saison viel herum probiert. Da kamen dann noch Skullerinnen mit guten Leistungswerten ins Boot, vor der EM in München hatten wir nur zwei Wochen Vorbereitungszeit. Das hat es nicht leichter gemacht.

 

Haben Euch die Nebengeräusche (Kritik Olli Zeidler) während der EM beschäftigt?

Das war schwer, auszublenden. Abends im Hotel sah man im Fernsehen erst Oliver Zeidler mit seiner Kritik, dann Mario Woldt mit der Gegenrede. Das war schon nervig, denn es ging gar nicht mehr um den Wettkampf, ich hätte mich gerne auf die Rennen fokussiert. Zudem werde ich als Aktivensprecherin natürlich häufig auf diese Themen angesprochen.

 

Wie geht es für Euch weiter? Stichwort Olympia-Quali 2023. Geht alles von vorne los, oder konntet Ihr eine Basis in dieser Saison legen?

Ich bin überzeugt, dass wir die meisten Chancen haben, wenn wir unsere Kräfte bündeln. Physisch haben wir auf jeden Fall Nachholbedarf, was aber in einem Jahr nicht aufzuholen ist. Wir müssten auf dem Ergo wenigstens stabil unter sieben Minuten fahren, die Weltspitze fährt allerdings 6:40 Minuten. Deswegen bleibt uns nur, diese Defizite mit guter Ruderarbeit zu verringern. Da wir aber nicht alles ruderisch kaschieren werden können, sehe ich die größten Chancen im Großboot, auch wenn dies nicht alle so sehen.

 

Wie sieht der weitere Fahrplan im Bereich Frauen Riemen aus?

Wir haben uns zusammengesetzt und Punkte formuliert, die uns wichtig sind, um nächste Saison Vollgas zu geben und haben diese an den Verband geschickt. Da geht es unter anderem um eine gewisse Planungssicherheit, was Trainingsinhalte und -periodisierung angeht. Es gab auch schon eine Reaktion vom DRV. Wir haben schon mal einen Trainingsplan bis Ende des Jahres erhalten. Ein gewisser Kreis wurde informiert, sich zum täglichen Training am Stützpunkt in Berlin einzufinden. Dieser Kreis bildet, denke ich, den Kern der Mannschaft für die nächste Saison. Man sollte nicht ausschließen, dass eventuell noch ein oder zwei jüngere Ruderinnen dazustoßen, wenn diese über den Winter oder im Frühjahr herausragende Leistungen bringen. Dann wäre es nicht ideal, diese von vorne herein auszuschließen. Das Gespräch führte Bert Langbehn

 Das ganze Interview lesen Sie im „rudersport“, Heft 10, das am 1. Oktober erscheint.

 

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